Die dritte Instanz
Verfasst: Dienstag 3. August 2010, 15:44
Die Bildung an der Uni ist größtenteils anonym, die meisten Dozenten an der Uni kennen einen nicht mit Namen, interessieren sich nicht für Einzelleistungen, sind ohne Termin nur zu Veranstaltungszeiten ansprechbar, halten sich strikt an die Studien- und Prüfungsordnung, gehen von sich aus nicht auf die Studenten zu... etc. .
Warum das so ist - soll mal dahingestellt sein und Ausnahmen bestätigen die Regel (dieses Semester fielen meine Ausnahmen mit zwei neuen Dozenten sogar überdurchschnittlich gut aus). Jedenfalls ist mir diese Anonymität, gerade für so eine kleine Uni, zu stark ausgeprägt. Das tut einigen Studenten nicht gut, zu sehr auf sich alleine gestellt zu sein. Viele kommen gerade von der Schule, immatrikulieren sich, wissen gar nicht wie das Leben so läuft, und versagen. Die einen sind naiv, studieren irgendeine Geisteswissenschaft weil sie nicht wissen, was sie wollen und sie das "irgendwie interessant" finden, und merken nach ihrer Bachelor oder Masterarbeit, dass es nicht sofort weitergeht, verfallen in Depression. Die andern versuchen sich in ihrem Studiengang selbst zu finden, daran zu wachsen vielleicht sogar an ihre Grenzen zu gehen, und merken am Ende doch, dass sich selbst finden etwas anderes bedeutet. Worauf ich hinaus will: Arbeit als Ziel? Mangelware, für viele zwar bewusst, aber nicht vorstellbar. In gewisser Weise fehlen Bezugspersonen. Selbst und Fremdbild stimmen nicht überein, weil man zuviel mit sich selbst beschäftigt ist und selten vernünftiges Feedback bekommt. Jetzt könnte man sich wie zu Schulzeiten über erzieherische Verpflichtungen von Eltern und Schule streiten, in der beide Seiten, die Verantwortung auf die andere schieben. Hat ein Dozent erzieherische Verpflichtungen? Jedenfalls weniger als früher. Die wenigsten Studenten würden solch einen Versuch eines Dozenten in unserem "negative face"-geprägten Milieu erst gar nicht annehmen und sich angegriffen fühlen.
Nun will ich eigentlich gar nicht soviel kritisieren, aber wenn man eine Idee hat, soll man sie ja kundtun. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit eine dritte Instanz zwischen Schule/Uni und Familie/Freunde bereitzustellen, was ich jetzt genau will? Keine Ahnung. Ich stell mir so einen grauhaarigen Mann mit gestricktem Pulli vor, mit einem vernünftigen Job, der mit mir nen Bierchen trinkt und mich ab und an in die Realität zurückholt.
Meine Sicht der Dinge,
vielleicht teilt sie ja jemand und denkt noch ein Stück weiter.
lg
P.S. ganz so blauäugig wie es wirken könnte bin ich nicht, ich bedien mit Absicht Klischees und lass positiv-Beispiele außen vor, von denen es durchaus auch genug gibt, sonst wäre ich nicht mehr in Erfurt.
Warum das so ist - soll mal dahingestellt sein und Ausnahmen bestätigen die Regel (dieses Semester fielen meine Ausnahmen mit zwei neuen Dozenten sogar überdurchschnittlich gut aus). Jedenfalls ist mir diese Anonymität, gerade für so eine kleine Uni, zu stark ausgeprägt. Das tut einigen Studenten nicht gut, zu sehr auf sich alleine gestellt zu sein. Viele kommen gerade von der Schule, immatrikulieren sich, wissen gar nicht wie das Leben so läuft, und versagen. Die einen sind naiv, studieren irgendeine Geisteswissenschaft weil sie nicht wissen, was sie wollen und sie das "irgendwie interessant" finden, und merken nach ihrer Bachelor oder Masterarbeit, dass es nicht sofort weitergeht, verfallen in Depression. Die andern versuchen sich in ihrem Studiengang selbst zu finden, daran zu wachsen vielleicht sogar an ihre Grenzen zu gehen, und merken am Ende doch, dass sich selbst finden etwas anderes bedeutet. Worauf ich hinaus will: Arbeit als Ziel? Mangelware, für viele zwar bewusst, aber nicht vorstellbar. In gewisser Weise fehlen Bezugspersonen. Selbst und Fremdbild stimmen nicht überein, weil man zuviel mit sich selbst beschäftigt ist und selten vernünftiges Feedback bekommt. Jetzt könnte man sich wie zu Schulzeiten über erzieherische Verpflichtungen von Eltern und Schule streiten, in der beide Seiten, die Verantwortung auf die andere schieben. Hat ein Dozent erzieherische Verpflichtungen? Jedenfalls weniger als früher. Die wenigsten Studenten würden solch einen Versuch eines Dozenten in unserem "negative face"-geprägten Milieu erst gar nicht annehmen und sich angegriffen fühlen.
Nun will ich eigentlich gar nicht soviel kritisieren, aber wenn man eine Idee hat, soll man sie ja kundtun. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit eine dritte Instanz zwischen Schule/Uni und Familie/Freunde bereitzustellen, was ich jetzt genau will? Keine Ahnung. Ich stell mir so einen grauhaarigen Mann mit gestricktem Pulli vor, mit einem vernünftigen Job, der mit mir nen Bierchen trinkt und mich ab und an in die Realität zurückholt.
Meine Sicht der Dinge,
vielleicht teilt sie ja jemand und denkt noch ein Stück weiter.
lg
P.S. ganz so blauäugig wie es wirken könnte bin ich nicht, ich bedien mit Absicht Klischees und lass positiv-Beispiele außen vor, von denen es durchaus auch genug gibt, sonst wäre ich nicht mehr in Erfurt.