Radfahrer unterstützen

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matthias
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Radfahrer unterstützen

Beitrag von matthias »

Man sollte ja meinen, im Zuge der Diskussionen zum erreichen von weniger Autos in der Stadt, bleibt nur die Förderung des Radfahrers.
Weit gefehlt in Erfurt, so ist jedenfalls mein Eindruck. Radwege werden nur sehr sporadisch gebaut. Und scheinbar nur dort, wo es gerade hinpasst.
Radfahrer werden fast überall zu extremen Umwegen gezwungen, bestes Beispiel ist noch immer die Bahnhofsunterführung. Der komplett gesperrte Anger ist aus meiner Sicht auch unrealistisch. In einer so grossen Stadt wie Erfurt, kann man nicht das Stadtzentrum von sämtlichen Verkehrsmitteln und deren Teilnehmern befreien. Das ist absurd. Da finde ich die Strassenbahn weitaus gefährlicher und nerviger. Die wird doch aber niemand verbieten wollen?
Also ich denke ein Konzept der kurzen Wege mit netten Schildern, vielen Abstellmöglichkeiten in der gesamten Stadt wäre wünschenswert. Nicht zuerst an Verbote, sondern an die Bedürfnisse denken. Dann sind bestimmt die meisten Radfahrer auch zu Kompromissen bereit. Und Ausnahmen gibt es immer und überall. Aber im Sinne einer jungen Stadt mit einer Universität und Fachhochschule sollten wir daran arbeiten die Nutzung des Fahrrads zu unterstützen und nicht auch noch überall zu verbieten.
Neue Strassenbeläge, die auch für Fahrräder geeignet sind, verhindern auch gerade in der Altstadt, dass Räder auf Bürgersteige ausweichen. Bisher sind die echt an einigen Stellen gefährlich.
Vor allem finde ich, sollten Radfahrer u.U. auch in Einbahnstrassen in beide Richtungen fahren dürfen, bzw. besonders der Radweg Andreasstrasse beidseitig in beide Richtungen nutzbar sein.
Radfahrer
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Re: Radfahrer unterstützen

Beitrag von Radfahrer »

Richtig! Und Erfurt ist schon von seiner Stadtstruktur eine Stadt der kurzen Wege. Man muss diesen Vorteil nur zutzen!
Zwei Probleme möchte ich ergänzen:
1. Radfahrer verhalten sich teilweise verkehrswidrig
Im letzten Jahr sagte 2009 der Präsident des Deutschen Verkehrsgerichtstages, Friedrich Dencker: „Werden die Bedürfnisse der Radfahrer zu wenig berücksichtigt, fühlen diese sich oftmals verlockt, sich nicht an die Verkehrsregeln zu halten“. Wichtig sei vor allem, die Qualität der Radwege zu verbessern. Dencker: „Derzeit benehmen sich viele Radfahrer so, als ob sie sich in einem rechtsfreien Raum bewegen.“ Dabei bleibe es auch, solange die Kommunen keine eindeutigen und sicheren Wege für Radfahrer schafften.
2. Radfahren ist immer noch gefährlich
Die mangelhafte Fahrrad-Infrastruktur ist ein Grund. Ein weiterer ist das teilweise rücksichtslose Verhalten der Autofahrer. Unfälle werden oftmals allein dadurch vermieden, dass der Radfahrer für den Autofahrer „mitdenkt“ und dem „Stärkeren“ nachgibt, sei es an Kreuzungen oder beim Fahren auf der Fahrbahn (
Halten von Abstand).
Interessant ist eine Erkenntnis aus Österreich: Obwohl sich der Radverkehr dort in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt hat, geht die Anzahl der verunglückten Radfahrer zurück. „Je mehr Menschen Rad fahren, umso stärker achten die anderen Verkehrsteilnehmer auf den Radverkehr“, erklärt der VCÖ (Verkehrs-Club Österreich).
Radfahrer
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Re: Radfahrer unterstützen

Beitrag von Radfahrer »

In diesen Minuten wird der Oberbürgermeister den Delegierten der ADFC-Bundesversammlung, die an diesem Wochenende in Erfurt stattfindet, sicher auch etwas sagen zum Zustand der Fahrrad-Infrastruktur in unserer Stadt. Und wir Radfahrer hoffen, dass er die Gelegenheit nutzt, Zeichen zu setzen, wie Erfurt aus den Negativ-Schlagzeilen heraus kommen kann. Es ist nicht allein eine Frage des Geldes, sondern auch der Einstellung zum Radverkehr allgemein. Denn immer noch wird über den rüpelhafte Radfahrer vielmehr geschimpft als über den rüpelhaften Autofahrer.
Ludwig5
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Re: Radfahrer unterstützen

Beitrag von Ludwig5 »

Der Radverkehr ist in Erfurt gegenüber anderen Verkehrsmitteln stark benachteiligt.
Ein Radverkehrs-„Netz“ existiert nicht wirklich, die Planungen erscheinen konzeptionslos - die Aufstellung von ein paar wegweisenden Schildern ist nicht hinreichend.
Ein Autofahrer, der geneigt ist, auf das Fahrrad umzusteigen, „erfährt“ (im wahrsten Sinne des Wortes) bei einem entsprechenden Versuch schnell, wie sehr man als Radfahrer in Erfurt bedrängt und gefährdet wird - man fühlt sich sehr unsicher. Wer schon einmal in niederländischen Städten mit dem Fahrrad unterwegs war, weiß, wovon die Rede ist. Hier käme man nicht auf die Idee, dem Radfahrer die Busspur zuzuweisen, sondern würde ihm selbstverständlich einen separaten Fahrradstreifen zur Verfügung stellen.
Grundsätzlich sollte also angestrebt werden, klar erkennbare Fahrradwege anzulegen, die eindeutig insbesondere vom MIV und ÖV getrennt sind.

Noch unverständlicher erscheint aus Bürgersicht, dass bei den derzeitigen, zahlreichen Straßenbauarbeiten im Stadtgebiet die Gelegenheit nicht genutzt wird, hier zu einer Verbesserung der Situation für die Radfahrer beizutragen. Beispielsweise werden für viele Steuergelder Bordsteine abgesenkt, um dem Autofahrer das Parken auf dem Bürgersteig zu erleichtern; trotz ausreichender Fahrbahnbreite wird die Chance vertan, hierbei gleichzeitig Fahrradstreifen anzulegen (Beispiel Häßlerstraße). Es sei vorsorglich darauf hingewiesen, dass eine Verbesserung der Situation im ausgewiesenen Innenstadt-Bereich alleine auch nichts nützt, wenn die Anbindung an die umliegenden Stadtgebiete schlecht ist.

Welchen Stellenwert das Fahrrad in Erfurt (leider) hat, kann man an der sog. „Neugestaltung“ der Bahnhofstraße erkennen. Um nochmals auf die Niederlande zurückzukommen: So etwas wäre dort nicht passiert.
Es fehlt offensichtlich an Weitsicht und politischem Willen. Schade, denn Erfurt hätte auf Grund seiner günstigen Topographie und seiner kompakten Innenstadt durchaus Potenzial, den Radverkehr für alle attraktiver zu gestalten.
Martina
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Registriert: Montag 25. Oktober 2010, 23:08

Re: Radfahrer unterstützen

Beitrag von Martina »

Eines der drängendsten Probleme in Erfurt sind die nicht abgesenkten Bordsteine.
Das Tiefbauamt weigert sich seit Jahrzehnten, Radfahrern das zu ermöglichen, was in der gesamten Bundesrepublik Standard ist. Erfurt ist eben anders.
Es wird argumentiert, dass erstens der "3cm Rundbord" nötig ist, um die Wasserführung zu gewährleisten und dass zweitens bei gemeinsamen Geh-/Radwegen die Blinden eine tastbare Kante benötigen, damit sie nicht unbemerkt auf der Fahrbahn stehen.
Für die Wasserführung ist nicht die Kante sondern das Höhenniveau entscheidend. An verschiedenen Stellen der Stadt kann man Null-Absenkungen sehen, bei denen es funktioniert (z.B. Arnstädter Straße).
Zur Sicherheit der Blinden ist es sowieso wichtig, dass sie nicht auf Radwege gelangen. Dort wo gemeinsame Geh-/Radwege unumgänglich sind, kann man im Einmündungsbereich Rad- und Gehweg trennen und den Radweg über eine Rampe auf Straßenniveau führen und den Fußweg über den tastbaren Bord. Auch dafür gibt es mehrere Beispiele in Erfurt (Ringelberg, Kreisverkehr Mittelhäuser Straße).
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