Leitlinien für Verkehrsplanung in Erfurt

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ModeratorVEP2
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Registriert: Freitag 15. Oktober 2010, 09:30

Leitlinien für Verkehrsplanung in Erfurt

Beitrag von ModeratorVEP2 »

Sehr geehrte Damen und Herren,
(Beitrag ging als e-mail ein)
aus einer Ausgabe der TLZ der letzten Tage entnahm ich, dass Sie zu Hinweisen zur Verkehrsplanung durch die Erfurter Bürger aufgerufen haben.

In wenigen Stichpunkten meine Hinweise:
· Erfurt kann stolz auf die Leistung der EVAG sein, zuverlässig und sauber, attraktiver Takt. Viele vergleichbare und größere Städte haben ein deutlich geringeres Angebot. Damit es für Erfurt finanzierbar bleibt, sollten Taktverdichtungen in Schwachverkehrszeiten jedoch kritisch hinterfragt werden.
· Auch wenn mit Widerstand der Geschäftsleute zu rechnen ist: Das Autofahren sollte im Sinne einer lebenswerten Stadt und im Interesse nachfolgender Generationen keinesfalls attraktiver werden. Maßnahmen in diesem Sinne wie zusätzliche Parkplätze sind zu vermeiden, die Argumente sind bekannt (Klimaschutz, Energieverbrauch, Flächenverbrauch, Lärm, Abgase, Verkehrstote und –verletzte…).
· Beim Bau eines Hauses müssen wir 2 Pkw-Stellplätze nachweisen, obwohl das Wohngebiet Ringelberg Straßenbahnanschluss hat. Auch hier findet eine Förderung des Pkw-Verkehrs statt, die nicht mehr zeitgemäß ist.
· Prüfen des Abschaltens von Ampeln, z.B. in Thälmannstraße/Iderhoffstr. komplett und Sonntagvormittag Leipziger-/ Greifswalder Str. (diese startet 8 Uhr, da fährt dort „niemand“).; Leipziger Straße/ Tiroler Straße auch samstags abschalten
· Auch wenn sicher schon 100mal gesagt und Sie es schon nicht mehr hören oder lesen können: Die Zustände für Fahrradfahrer sind gelinde gesagt unattraktiv, plastisch gesagt eine Zumutung.
Radfahrer
Beiträge: 19
Registriert: Dienstag 15. Juni 2010, 15:57

Re: Leitlinien für Verkehrsplanung in Erfurt

Beitrag von Radfahrer »

Wie kann dieser Beitrag unkommentiert bleiben?
Den wenigsten ist bewusst, dass der öffentliche Raum, entstanden mit dem Bau der ersten Siedlungen, Ort der Begegnung von Menschen, des Handels und der Kommunikation war. Wege wurden genutzt, damit Menschen und Waren von einem Ort zum anderen gelangen konnten. Das Raster der Verbindungswege, hat sich in gut erhaltenen Stadtkernen kaum verändert. Verändert hat sich die Bewegung von Menschen und Waren und mit der Erschließung der Ölquellen begann ein Boom der Automobilisierung unvorstellbaren Ausmaßes. Der autogerechte Umbau in Stadt und Land innerhalb weniger Jahrzehnte war die Folge und nahm den Menschen große Teile des öffentlichen Raums. In den Städten waren vor allem Kinder, Ältere und Radfahrer die Verlierer. Und (nicht erschrecken!): Weltweit sterben jährlich etwa 1 Million bis 1,2 Millionen Menschen an den Folgen von Verkehrsunfällen. Die Zahl der Verkehrstoten liegt damit weit über den Opferzahlen von Krieg, Genozid oder Terrorismus.
Eine Umkehr begann in einzelnen Städten mit den ersten Versuchen von Verkehrsberuhigung: Fußgängerzonen, Spielstraßen, Tempo 30, Rückbau von Fahrspuren. Überrascht stellte selbst der größte Autofan fest, dass die Innenstädte dadurch attraktiver werden. Es gilt inzwischen als widerlegt, dass Geschäfte in der Innenstadt nur laufen, wenn man vor der Tür parken kann. Die Innenstädte sollten den Fußgängern und Radfahrern sowie dem ÖPNV vorbehalten bleiben, so wie es viele Städte bereits in ihre Verkehrsplanungen geschrieben haben. Eine ganz mutige Stadt war Hasselt (Belgien), wo weiterer geplante umweltzerstörende Straßen nicht gebaut wurden und mit dem somit eingesparten Geld 1997 ein kostenloser Busverkehr für Hasselt und die nähere Umgebung eingerichtet wurde. Dadurch stieg die Zahl der Fahrgäste von täglich durchschnittlich 1.000 (1996) auf 12.600 (2006).
Diesen mutigen Schritt erwartet in Erfurt sicher so schnell keiner, eine längst überfällige Änderung der überholten Stellplatzsatzung schon!
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